Vorzustand

Nikolaikirche, Alzey

Um- und Neugestaltung Innenraum

Erbaut 1420/1430 - 1499

Epoche Gotik

Gebäudeart Sakralbauten

GEWINNER DES DEUTSCHEN LICHTDESIGN PREIS 2022 IN DER KATEGORIE KULTURBAUTEN MIT LICHTPLANER HERBERT CYBULSKA Die dreischiffige spätmittelalterliche Hallenkirche, deren Bau vermutlich 1420-1430 begann und 1499 mit Vollendung des Kirchturms fertiggestellt wurde, erlitt im Laufe ihrer Geschichte vielfache Zerstörungen und Umbauten.

1689 wurde die Kirche bis auf die Außenmauern zerstört und stand so über einen langen Zeitraum nur notdürftig repariert und teilweise überdacht. Der westliche Teil wurde abgetrennt und das Dach überspannte das gesamt Langhaus, weil die Arkaden vermutlich zerstört worden waren. Erst im Jahre 1833-1848 fand eine umfassende Instandsetzung unter Einfluss von Georg Moller statt, dabei wurde der Innenraum in neugotischen Formen ausgebaut: kantonierte Viereckpfeiler, eine Vorhalle, Holzgewölbe -auch im Chor-  und eine Empore wurden errichtet. 1934-1937 fand nochmals ein tiefgreifender Umbau statt: die neugotische Empore und Arkaden wurden durch eine neue Empore aus Beton und sechseckige Langhauspfeiler im Geschmack der Zeit ersetzt. Die Holzgewölbe wurden abgebaut und durch eine Balkendecke im Langhaus und ein massives Gewölbe im Chor ersetzt. Das Bodenniveau wurde, ausgehend vom ca. 1.20 m höher liegenden Chorschluss, komplett bis zum Chorbogen um ca. 1.20 m erhöht und eine Scheinkrypta geschaffen, die die Beweinungsgruppe aufnahm. 1963-1965 wurde unter Prof. Romero der im wesentlichen noch heute erhaltene Innenraum geschaffen. Dabei wurde der neue Haupteingang im Turm angelegt und dafür die ca. 2,0 m starke Südwand des Turms durchbrochen und mit sichtbaren Stahlträgern abgefangen. Die  Beweinungsgruppe wurde in den Eingangsbereich im Turm versetzt, der durch eine tiefliegende Stahlbetondecke einen Kontrast zum hohen Kirchenschiff darstellen sollte. Die Scheinkrypta wurde abgebrochen und der Chor durch eine Mauer noch stärker vom Kirchenschiff getrennt.



MASSNAHMEN

Für die Innenrenovierung, sowie Neukonzeptionierung des Innenraums wurden zunächst umfassende bautechnische und bauhistorische Untersuchungen durchgeführt, auf der das neue Raum- und Farbkonzept basiert.

Da im Innenraum so gut wie keine bauzeitlichen Bauelemente erhalten waren, sollte der einst gotische Charakter wiederhergestellt werden. Der stark horizontal gegliederte Raum wurde zunächst im Chorraum auf das ursprüngliche Bodenniveau abgesenkt, ferner die Westempore abgebrochen und somit der vertikale gotische Raumeindruck erzielt. Weiter erhielt der Innenraum eine "aufgeräumte" Architektursprache; leicht abgesetzte Weißtöne vereinheitlichen den Raum, die Architekturglieder heben sich ab. Die Kirchenbänke erhielten einen neuen Anstrich. Der Chorraum erhielt einen neuen Altar.

Die niedrige Stahlbetondecke im Haupteingang des Turms wurde durch ein Gewölbe in ursprünglicher Höhe ersetzt und durch eine entsprechende Beleuchtung in Szene gesetzt. Die Eingangstür wurde ausgetauscht und durch ein in Anlehnung an die Gotik entworfenes Portal ersetzt.



Bauzeit

2018 bis 2020

Bauherr

Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

Preise

Deutscher Lichtdesign-Preis 2022, Cybulska + Partners

Projektleitung

Daniel Macholz

Mitarbeiter

Miguel Martinez Sanchez
Zhiyun Qin


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